Unser Bestreben

Mal ehrlich. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an Menschen denken, die in einem von Erwerbslosigkeit und Einkommensarmut geprägten Stadtteil wie der Mannheimer Neckarstadt-West leben? Was für ein Bild haben Sie von wohnungslosen Menschen? Oder von einer Familie, die von Bürgergeld lebt?

 

Weckt das in Ihnen Vorurteile?

Ja, und genau diesen Vorurteilen wollen wir entgegenwirken.

 

Wenn wir Menschen und Familien, die ganz oder teilweise von staatlichen Transferleistungen leben, als faul, unmotiviert, dumm, gewalttätig stigmatisieren, herabsetzen und diskriminieren, hat das Folgen:
die Lebenserwartung sinkt, weil der Zugang zu Bildung, Wohnraum, Arbeit und Gesundheitsversorgung begrenzt ist. Auch der Zugang zu Macht, Mitbestimmung, Teilhabe, Geld und Anerkennung wird komplett abgeschnitten.

Zudem besteht eine Korrelation zwischen unsicheren Lebensumständen und psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Sucht, da die kontinuierliche Unsicherheit und Angst vor der Zukunft bei den Betroffenen unweigerlich seelische Spuren hinterlassen. Armut macht krank.

Beispiele der Benachteiligung gibt es zuhauf. So erhalten Kinder aus der sog. „Unterschicht“ bei gleicher Leistung schlechtere Noten und selten Schulempfehlungen für Gymnasien.  Dass diese Kinder aufgrund ihrer sozialen Herkunft auch Kompetenzen und Potenziale haben, wird oftmals nicht erkannt. So haben Kinder aus betroffenen Familien keinen geringen Wortschatz – sie haben einen anderen Wortschatz, andere Denkstrukturen, andere Problemlösungsstrategien, mit denen Schule (die von bürgerlichen Werten ausgeht) nichts anfangen kann. Das kulturelle Kapital der Kinder von Betroffenen wird in der Schule gering eingeschätzt (Meulenbreit, 1988).

Die Abwertung und Benachteiligung von armen Menschen, die Bürgergeld beziehen oder prekär beschäftigt sind, zeigt sich auch darin, dass sie z.B. keinen Besichtigungstermin für Wohnungen erhalten, da sie als unzuverlässig, laut oder dreckig stigmatisiert werden. So leben viele der Familien in viel zu kleinen Wohnungen. Platz für Rückzug und Ruhe für Hausaufgaben gibt es nicht. Auch werden Lebensläufe von Erwerbslosen mit Adressen aus sozialen Brennpunkten von Personalern wegsortiert, da ihnen zugeschrieben wird faul, unmotiviert und dumm zu sein. Die Chancen eine Arbeit zu finden, von der man Leben kann, sind gering. Daneben gibt es auch Formen der Herabsetzung, welche die Betroffenen direkt spüren:  So werden sie im öffentlichen Raum oft unfreundlich und weniger zuvorkommend  behandelt und in Behörden in ihren Anliegen nicht ernst genommen und unzureichend beraten.

Klassenzugehörigkeit prägt – die Abwertung und Geringschätzung durch andere wird verinnerlicht: Betroffene haben einen schwach ausgeprägten Selbstwert, halten sich im Vergleich zu anderen für dümmer und denken, dass man sich mit dem zufrieden geben muss, was man hat.  Ziele zu entwickeln und sich Wünsche zu erlauben, ist undenkbar.

Das wollen wir ändern!